Neophytenbekämpfung an Steirischen Fließgewässern
Problematik und Bekämpfungsmaßnahmen
Als Neophyten werden gebietsfremde Pflanzen bezeichnet, die seit der Entdeckung Amerikas 1492 beabsichtigt oder unbeabsichtigt in andere Gebiete und Kontinente eingebracht wurden und sich dort selbstständig ausbreiten (griechisch: neos=neu, fremdartig; phyteia=Pflanze). Nur wenige Arten treten invasiv auf, d.h. diese sind imstande die ursprüngliche Vegetation und die daran angepasste Tierwelt durch Ausbildung von monokulturartigen Beständen auf Dauer zu verdrängen.
Zu den besonders problematischen Arten an Fließgewässern, deren Auen sowie bei Hochwasserschutzbauten und -rückhaltebecken wurden Steckbriefe sowie ein allgemeiner Arbeitsbehelf durch den Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverband ÖWAV erstellt.
Gratisdownload unter http://www.oewav.at/home/Service/Neophyten.
Krautige Pflanzen:
Japan-, und Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia japonica und Fallopia sachalinensis) sowie der aus Kreuzung hervorgegangene Bastard-Staudenknöterich (F. bohemica),
Drüsen-Springkraut (Impatiens glandulifera),
Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum),
Kanada- und Riesen-Goldrute (Solidago canadensis und S. gigantea),
Amerika- und Asien-Kermesbeere (Phytolacca americana und Ph. acinosa),
Gewöhnliche Seidenpflanze (Aslcepias syriaca),
Topinambur (Helianthus tuberosus),
Beifuss-Traubenkraut oder Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia),
Bambus (Bambus spp.)
Gehölze:
Gewöhnliche Robinie oder Falsche Akazie (Robinia pseudacacia),
Götterbaum (Ailanthus altissima),
Eschen-Ahorn (Acer negundo),
Gewöhnlicher Sommerflieder oder Schmetterlingsstrauch (Buddleja davidii),
Essigbaum (Rhus typhina),
Gewöhnlicher Bocksdorn (Lycium barbarum),
Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa)
Fließgewässer gehören wie Straßen- und Bahntrassen zu den Ausbreitungskorridoren für Neophyten. Viele Samen und Pflanzenteile sind schwimmfähig, werden bei Hochwasser verdriftet und finden im nährstoffreichen Sediment an Uferbänken und Auen einen ausgezeichneten Nährboden.
Krautige Neophyten wie das Drüsen-Springkraut oder der Japan-Staudenknöterich machen extrem dichte Bestände, sodass dort kaum andere Pflanzen oder Gehölze eine Chance haben aufzukommen. Im Winter jedoch sterben sie ab oder ziehen sich in die unterirdischen Rhizome zurück, was zur Folge hat, dass Uferböschungen nicht durch Gehölzwurzeln oder eine Grasnarbe vor Hochwässern geschützt sind.
Der Japan-Staudenknöterich stellt auf Grund der "Durchschlagskraft" seiner Schösslinge eine Gefahr für Hochwasserschutz-Bauwerke dar. Bei einem Massenauftreten in Hochwasserrückhaltebecken aber auch auf Uferböschungen sorgt er durch den „Kämmeffekt" der dichten Stängel für eine erhöhte Ablagerung des Feinsediments bei Hochwasser.
Der Pflanzensaft des Riesen-Bärenklaus ruft bei Hautkontakt und gleichzeitiger Sonneneinwirkung schwere Verbrennungen hervor und kann auch zu Augenschädigungen führen. Die Ambrosie (Beifuß-Traubenkraut) wiederum löst durch ihre vom Wind verbreiteten Pollen eine dritte Belastungswelle für Pollenallergiker und Asthmakranke im Herbst aus.
An Fließgewässern sind in erster Linie die jeweiligen Baubezirksleitungen im Rahmen der Gehölzpflege mit der Bekämpfung von Neophyten beschäftigt. Die häufigste Bekämpfungsmethode stellt die regelmäßige Mahd dar. Im Falle von bereits etablierten Beständen des sehr schwer zu bekämpfenden Japan-Staudenknöterichs muss dies mindestens 6x im Jahr durchgeführt werden.
National- und Naturparke führen Bekämpfungsprojekte in ihren Gebieten, unter anderem an der Enns im Nationalpark Gesäuse durch.
Die Berg- und Naturwacht betreut in Zusammenarbeit mit dem Referat für Naturschutz der Abteilung 13 des Amtes der Stmk. Landesregierung ausgesuchte Naturschutzgebiete im Rahmen eines ELER-finanzierten Projektes. Beim jährlich wiederkehrenden "Aktionstag zum Eindämmen der invasiven Neophyten" wird die Bevölkerung aufgerufen Bekämpfungsaktionen in ihren Gemeinden tatkräftig zu unterstützen.
Durch gemeinnützige Beschäftigungsprojekte der Vereine "Erfahrung für Alle (ERfA)" und des "Klimaschutzgartens Gosdorf", der "Energieagentur Weststeiermark (eaw)" werden mit finanzieller Unterstützung des AMS, der Stadt Graz sowie des Landes Steiermark ausgewählte Grazer Bäche und bestimmte Abschnitte an der Mur zur Grenze Sloweniens neophytenfrei gehalten.
Der Schwerpunkt liegt auf Verhinderung der Einschleppung sowie auf Früherkennung und sofortiger Beseitigung von invasiven Tier- und Pflanzenarten. Es soll ein System zum Management von bereits weit verbreiteten invasiven Arten nach Erstellung einer Kosten-Nutzen-Analyse für die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme erarbeitet werden.
Ablauf der Umsetzung:
- Nennung der zuständigen Behörden bis Nov. 2015 an die EU-Kommission
- Erstellung einer EU-Artenliste (Unionsliste) bis Jan. 2016
- Aktualisierung alle 6 Jahre
- 18 Monate nach Annahme der Unionsliste sollen die Mitgliedsstaaten ein System der Überwachung sowie wirksame Managementmaßnahmen eingeführt haben
- Übermittlung der Verteilung invasiver Arten, der Überwachungssysteme sowie der Aktionspläne bis Juni 2019 an die EU-Kommission
ÖWAV - Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband:
http://www.oewav.at/home/Service/Neophyten
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 13 Umwelt und Raumordnung:
Referat Naturschutz: http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/beitrag/11682845/74835627
Umweltanwaltschaft: http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/74837516/DE/